Wie funktioniert das duale Abitur?
Wie soll es nach der Schule weitergehen? Weiterhin vor allem Theorie an einer Uni büffeln oder lieber etwas Praktisches in einem Ausbildungsbetrieb lernen? Diese Entscheidung ist oft nicht ganz einfach. Ein neues Konzept soll die Entscheidung vereinfachen. Die Rede ist vom dualen Abitur, das das Abitur und eine Ausbildung miteinander kombiniert und so alle Karrieremöglichkeiten offen hält.
Ganz neu ist das Konzept aber eigentlich gar nicht. Schon länger bekannt ist das Modell des dualen Studiums. Hier wechseln sich Phasen an der Uni, die auf den Bachelor oder das Diplom vorbereiten, mit einer Berufsausbildung ab.
Durch die Kombination aus Theorie und Praxis wird der Einstieg ins Arbeitsleben wesentlich leichter. Aber warum bis nach dem Abitur warten? Das duale Abitur setzt schon früher an und verknüpft den Weg zur Hochschulreife mit einer Berufsausbildung.
Wie funktioniert das duale Abitur?
Das duale Abitur verbindet eine vollwertige Berufsausbildung mit der allgemeinen Hochschulreife, die für ein Studium an einer Uni qualifiziert. Das Modell ist auf vier Jahre ausgelegt und am Ende hast du beide Abschlüsse in der Tasche.
Je nach Bundesland ist das Modell etwas unterschiedlich organisiert. Grundsätzlich nimmst du aber am Unterricht im Gymnasium teil und besuchst die Berufsschule, um die theoretischen Ausbildungsinhalte zu lernen.
Teilweise findet der Schulunterricht auch abends oder an Wochenenden statt. Parallel dazu machst du deine praktische Ausbildung in deinem Ausbildungsbetrieb. Meist findet das in Blöcken statt, die mehrere Wochen lang dauern.
Um das erhöhte Pensum zu schaffen, sind die Schulferien während des dualen Abiturs kürzer oder fallen komplett weg.
Dafür hast du aber wie jeder andere Azubi auch Anspruch auf Urlaub. Außerdem verdienst du Geld, denn du bekommst eine Ausbildungsvergütung.
Inhalt
Welche Voraussetzungen gelten für das duale Abitur?
Das duale Abitur, manchmal auch Berufsabitur genannt, richtet sich an motivierte Schüler mit einem mittleren Bildungsabschluss (Realschulabschluss), der dazu berechtigt, die gymnasiale Oberstufe zu besuchen.
Mit diesem Bildungsabschluss in der Tasche kannst du dich entweder direkt bei einem Ausbildungsbetrieb bewerben. Oder du bewirbst dich in einem beruflichen Schulzentrum, das dich an einen Ausbildungsbetrieb vermittelt, wenn deine Bewerbung angenommen wird.
Wichtig zu wissen ist aber, dass das duale Abitur nicht in allen Bundesländern angeboten wird. Den Anfang machte Sachsen. Weil der Modellversuch sehr erfolgreich war, schlossen sich nach und nach weitere Bundesländer an.
Aktuell kannst du das Berufsabitur unter anderem in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen machen.
Welche Berufe kann ich im Rahmen des dualen Berufs erlernen?
Beim dualen Abitur stehen verschiedene Ausbildungsberufe zur Auswahl. Die meisten davon sind im technischen Bereich angesiedelt.
So kannst du zum Beispiel eine Ausbildung zum Fachinformatiker, Systemelektroniker oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik machen. In einigen Regionen gibt es auch Ausbildungswege in Handwerksberufen.
In diesem Fall hast du nach vier Jahren Abi und einen Gesellenbrief. Auch im Hotelgewerbe ist das duale Abitur in manchen Regionen möglich.
Die Doppelqualifizierung soll dem immer größeren Fachkräftemangel entgegenwirken. Sehr viele Schüler beginnen direkt nach dem Abitur ein Studium. Dadurch haben es die Betriebe aber schwer, Azubis zu finden.
Gleichzeitig bringt es der demografische Wandel mit sich, dass etliche Fachkräfte aus dem Berufsleben ausscheiden.
Hinzu kommt, dass es in vielen Betrieben niemanden gibt, der das Geschäft übernehmen kann, wenn der Chef in Rente geht. Durch das duale Abitur lässt du dir alle Möglichkeiten offen.
Du erlernst einen Beruf und kannst später in deinem Beruf bleiben, ein Studium beginnen oder auch nach deinem Studium wieder in den Beruf zurückkehren.
In Österreich und der Schweiz, wo es mit der Berufsmaturität schon länger ein ähnliches Konzept gibt, bleibt etwa die Hälfte der Schüler-Azubis im Beruf.
Was sind die Vor- und Nachteile der Doppelqualifizierung?
Entscheidest du dich für die Doppelqualifizierung, muss dir klar sein, dass du vier Jahre lang einer Doppelbelastung ausgesetzt bist. Du musst nicht nur fürs Abitur lernen, sondern gleichzeitig auch im Ausbildungsbetrieb arbeiten und deinen Berufsabschluss schaffen. Das alles unter einen Hut zu bekommen, kann eine Herausforderung sein.
Aber du hast dadurch einige Vorteile:
Du musst dich nicht auf eine bestimmte Laufbahn festlegen, sondern hältst dir alle Wege für deine berufliche Karriere offen.
Anders als klassische Abiturienten sammelst du früh Berufserfahrung.
Im Vergleich zum traditionellen Modell, also erst Schulabschluss und danach Ausbildung, sparst du ein bis zwei Jahre Zeit.
Du bekommst vom ersten Tag an eine Ausbildungsvergütung.
Durch die Doppelqualifizierung hast du der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt Kenntnisse und Erfahrung voraus.
Aber du hast eben auch deutlich weniger Freizeit und musst Motivation und Disziplin aufbringen. Außerdem ist der organisatorische Aufwand größer, weil du mit der Schule, der Berufsschule und dem Betrieb mehrere Ausbildungsorte hast.
Wird das duale Abitur in deinem Bundesland nicht angeboten, müsstest du unter Umständen sogar einen Umzug in Kauf nehmen.
Andererseits bietet dir das duale Abitur die Chance, auszuprobieren, welcher Karriereweg der richtige für dich ist. Du kannst dich von den Vorteilen einer Lehre überzeugen und hältst dir trotzdem die Möglichkeit offen, zu studieren. Gerade diese Flexibilität kann Gold wert sein.
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