Ein Beruf im Handwerk – was heißt das eigentlich?

Ein Beruf im Handwerk – was heißt das eigentlich? 

Wurfspieße, Faustkeile und andere Werkzeuge für den Alltag und die Jagd stehen am Anfang der Jahrtausende alten Geschichte des Handwerks.

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Im Laufe der Zeit entwickelten sich dann die verschiedensten Handwerksberufe, bis das Handwerk im Mittelalter schließlich seine höchste Blüte erreichte. Inzwischen haben Computer, Roboter und Mikroprozessoren Einzug ins Handwerk gehalten.

Doch bis heute lernen angehende Handwerker auch die traditionellen Techniken und einige ganz alte, vor kurzem noch vom Ausstreben bedrohte Handwerksberufe erleben sogar wieder ein echtes Comeback. 

Ein Beruf im Handwerk – was heißt das eigentlich?

Das Handwerk bildet das Gegenstück zur industriellen Massenproduktion. Dabei sieht sich das Handwerk nicht nur als ein eigenständiger Wirtschaftszweig, sondern auch als eine gesellschaftliche Gruppe. Ein Handwerksberuf stellt eine gewerbliche Tätigkeit dar, bei der bestimmte Produkte angefertigt oder gewisse Leistungen erbracht werden.

Meist erfolgt dies auf Basis eines Auftrags oder einer Bestellung. Viele Handwerksbetriebe sind Traditions- oder Familienbetriebe. Während früher ausschließlich von Hand gearbeitet wurde, übernehmen heute Maschinen und Computer einen Teil der Arbeiten.

Vom Gesetzgeber gibt es keine exakte Definition für das Handwerk. Er verzichtet außerdem darauf, festzulegen, wie groß ein Betrieb sein und welche Umsätze er erzielen darf, um sich Handwerksbetrieb nennen zu dürfen. Möchte jemand einen Handwerksbetrieb gründen, muss er aber die Voraussetzungen erfüllen, die das Gesetz zur Regelung des Handwerks vorgibt. Diese Regelungen finden sich in der Handwerksordnung, kurz HWO.

Der Betrieb wird anschließend in der Handwerksrolle der zuständigen Handwerkskammer eingetragen. Azubis im Handwerk legen eine Gesellenprüfung ab. Wenn sie ein paar Jahre in ihrem Beruf gearbeitet haben, können sie die Meisterprüfung ablegen. In Deutschland gibt es gut 130 verschiedene Ausbildungsberufe im Handwerk.

Rund ein Drittel aller Azubis absolviert eine handwerkliche Ausbildung, bei den Arbeitnehmern sind etwa 12,5 Prozent im Handwerk tätig.   

Wie wird jemand Handwerker?

Die Ausbildung in einem Handwerksberuf dauert zwischen drei und dreieinhalb Jahre und endet mit der Gesellenprüfung. Bis zu neun Monate der Berufsausbildung können im Ausland absolviert werden. Nach Abschluss der Ausbildung kann der Handwerker in einem Betrieb vor Ort arbeiten. Er hat aber auch die Möglichkeit, ganz traditionell auf die Walz zu gehen.

Die Walz ist eine Wanderschaft, die seit dem 12. Jahrhundert üblich ist und jungen Handwerksgesellen die Möglichkeit geben soll, andere Regionen kennenzulernen und ihre Fertigkeiten im erlernten Handwerk zu vertiefen und auszubauen.Hat ein Handwerksgeselle Berufserfahrung gesammelt, kann er seinen Meister machen.

Früher sind viele Handwerker auch diesen Weg gegangen, denn ein Meistertitel (oder ein abgeschlossenes Studium) war die Voraussetzung, um einen Handwerksbetrieb eröffnen und führen zu können. Nachdem die Handwerksordnung im Jahre 2004 überarbeitet wurde, ist dies heute nicht mehr der Fall. So gibt es jetzt nur noch 53 Handwerke mit Meisterpflicht. In allen anderen Handwerksberufen kann auch ein Geselle einen Handwerksbetrieb gründen.  

Wie hat sich das Handwerk entwickelt?

Viele Handwerksberufe blicken auf eine uralte Tradition zurück. Seit der Mensch Materialien wie Stein, Holz, Metall oder Leder zu nutzen weiß und bearbeiten kann, gibt es auch Handwerksberufe. Ihre große Blütezeit erlebten die Handwerke aber im 12. und 13. Jahrhundert. Damals wurden viele Städte zu freien Städten und mussten sich fortan selbst um ihre Versorgung und ihre Sicherheit kümmern. Dadurch stieg der Bedarf an verschiedensten Produkten und Gegenständen.

Die Auftragsbücher der Handwerker waren gut gefüllt und die Kassen klingelten ordentlich. Neben Auftragsarbeiten stellten die Handwerker aber auch gängige Waren her und boten sie auf den Märkten zum Kauf an. Um sicher besser organisieren und gegenüber den Kaufleuten aufstellen zu können, schlossen sich die Handwerker dann zu Zünften zusammen.

Diese Zünfte verwalteten sie selbst, was den Stadtregierungen oft missfiel. Deshalb wurde vielerorts ein Kompromiss vereinbart: Die Zünfte verpflichteten sich, gute Ware zu gerechten Preisen zu liefern. Dafür durften die Bewohner der Stadt nur bei ihren lokalen Handwerkern einkaufen oder diese beauftragen. Eine Ausnahmeregelung galt für die Freimeister.

Für diese Handwerker, zu denen beispielsweise Bildhauer oder Kunstmaler gehörten, galt kein Zunftzwang und sie konnte ihre Arbeiten direkt anbieten. Ab dem 18. Jahrhundert setzte sich die Gewerbefreiheit durch. Fortan durfte jeder Bürger frei entscheiden, ob er einem Handwerk nachgehen und einen eigenen Handwerksbetrieb gründen wollte.

Dies änderte sich erst 1897. Damals erließ Kaiser Wilhelm II. ein Gesetz, durch das er die bestehende Gewerbeordnung änderte und gleichzeitig die erste deutsche Handwerksordnung etablierte. Statt der Zünfte, die bislang die Qualitätsstandards und die handwerklichen Ausbildungen überwacht hatten, übernahmen dies nun Handwerkskammern und Innungen. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.  

Wie sieht es heute im Handwerk aus?

Es gibt wohl keinen Berufsstand, bei dem Tradition und Fortschritt so eng miteinander verbunden sind wie im Handwerk. Viele Arbeiten erledigen heute hochmoderne Maschinen, doch ohne das Wissen um die traditionellen Techniken geht es nicht. So muss ein Bäcker heute Brötchen und Brote oft nicht mehr mühsam von Hand formen, aber trotzdem muss er es können. Auch in einer Tischlerei reihen sich zahlreiche Maschinen aneinander und dazwischen steht nach wie vor der gute alte Handhobel.

Im Laufe der Zeit haben sich einige Handwerksberufe stark verändert. So putzt etwa der Schornsteinfeger immer weniger Kamine, sondern ist stattdessen als Gebäudeenergieberater tätig. Trotz oder vielleicht gerade wegen des technischen Fortschritts und der zunehmenden Digitalisierung erleben aber auch die ganz alten Berufe ein Comeback. Viele Verbraucher besinnen sich auf die einfachen, natürlichen, bisweilen rustikalen Gegenstände zurück. Zudem lernen viele den Wert von Handgemachten wieder neu zu schätzen.

So sind statt kostengünstig produzierter Massenware beispielsweise handgeflochtene Körbe, handgetöpfertes Geschirr oder vom Schuhmacher genähte Schuhe wieder zunehmend angesagt. 

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