Ausbildungsstudie Azubis geht es nicht nur ums Geld

Ausbildungsstudie: Azubis geht es nicht (nur) ums Geld 

Irgendwie scheint das Bild nicht zusammenzupassen:

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Auf der einen Seite beklagen sich Schulabgänger darüber, dass sie teils hunderte Bewerbungen schreiben und trotzdem keinen Ausbildungsplatz finden. Auf der anderen Seite stellen Unternehmen fest, dass sie zwar händeringend Nachwuchskräfte suchen, viele freie Ausbildungsplätze aber nicht besetzen können.

Sind die Erwartungen von Azubis und Unternehmen also so verschieden, dass sie nicht miteinander vereinbar sind?

Oder schätzen Azubis und Unternehmen den Arbeits- und Ausbildungsmarkt komplett unterschiedlich ein? Welche Hoffnungen, Erwartungen und Wünsche haben Azubis überhaupt? Und was sind die wichtigsten Kriterien bei der Wahl ihres Ausbildungsbetriebs?:  

Ausbildungsstudie: Gute Aussichten für die berufliche Zukunft.

Antworten auf diese und andere Fragen liefert die Ausbildungsstudie 2013. Initiator der Studie mit dem klangvollen Titel “Pragmatisch glücklich: Azubis zwischen Couch und Karriere” war die Schnellrestaurantkette McDonald’s. Für die Studie wurden 3.068 15- bis 24-Jährige vor, während und nach ihrer Berufsausbildung zu ihren Wünschen, Erwartungen und Erfahrungen befragt. Durchgeführt wurde die Studie vom Institut für Demographie Allensbach (kurz IFD), die wissenschaftliche Beratung übernahm der Jugendforscher Professor Klaus Hurrelmann. 

Insgesamt blickt die große Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen positiv in die berufliche Zukunft. Der Optimismus wird zwar vom wirtschaftlichen Hintergrund und der sozialen Schicht beeinflusst. So vertrauen 81 Prozent der Befragten, die in stabilen wirtschaftlichen Verhältnissen leben, auf gute Zukunftsperspektiven, während sich 38 Prozent der Befragten aus eher schwierigen Verhältnissen durchaus Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen.

Unterm Strich wird die Ausgangslage aber positiv beurteilt. Ähnlich sieht es aus, wenn es um die Einschätzung der persönlichen Karrierechancen geht. Hier gehen 70 Prozent der Befragten aus höheren Schichten, 60 Prozent der Befragten aus der Mittelschicht und 53 Prozent der Befragten aus unteren sozialen Schichten davon aus, dass sie es in Deutschland zu etwas bringen können. Insgesamt sind jedoch weit über die Hälfte aller Befragten davon überzeugt, dass jeder die Chance hat, aufzusteigen und beruflich erfolgreich zu sein.

Die wichtigsten Faktoren hierfür wären eine gute Schulbildung und Engagement, und nicht die soziale Herkunft. Das Geschlecht halten nur 19 Prozent für einen Einflussfaktor. 

Ausbildungsstudie: Azubis mögen es traditionell.

58 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich in Sachen Beruf ausreichend informiert fühlen. Dabei beziehen 25 Prozent ihre Informationen über soziale Netzwerke, 22 Prozent nutzen Informationstage in Unternehmen und 18 Prozent besuchen Infotage an Universitäten. Die mit Abstand am häufigsten genutzte Informationsquelle sind jedoch die Eltern.

So gaben stolze 83 Prozent an, dass sie ihre Eltern zu Berufen und beruflichen Möglichkeiten befragen, und 44 Prozent bewerteten die Eltern auch als die hilfreichste Infoquelle. Auch sonst legen Jugendliche und junge Erwachsene viel Wert auf eher traditionelle Werte.

So ist für sie Sicherheit sehr wichtig:

Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl des Ausbildungsbetriebes ist die Aussicht darauf, nach der Ausbildung übernommen zu werden. An zweiter Stelle kommt das Bedürfnis nach Harmonie.

Ob es sich bei dem Ausbildungsbetrieb um ein namhaftes Unternehmen, eine bekannte Marke oder einen international aufgestellten Großkonzern handelt und wie sich das Unternehmen im Internet präsentiert, spielt hingegen keine allzu große Rolle. Die größten Wünsche an die Ausbildung sind, dass sie gut auf den bevorstehenden Berufsalltag vorbereitet und die Azubis richtig mitarbeiten können, statt nur Hilfsarbeiten zu übernehmen. 

Ausbildungsstudie: Azubis geht es nicht (nur) ums Geld.

Geht es um die Berufswahl als solches, steht der Spaß an der Arbeit ganz klar an erster Stelle. So wünschen sich 71 Prozent aller Befragten einen Job, dem sie mit Freude nachgehen können. Darin sind sich die Geschlechter einig. Ansonsten werden die Prioritäten jedoch unterschiedlich gesetzt.

Dies fängt beim Geld an:

Ein hohes Einkommen belegte bei den männlichen Befragten Platz 5, bei den weiblichen Befragten gar Platz 9. 24 Prozent der weiblichen Befragten ist wichtig, dass sie anderen helfen können. Bei den männlichen Befragten ist dieser Punkt nur 12 Prozent wichtig. Während sich das männliche Geschlecht vor allem in den Bereichen Technik und Wirtschaft sieht, interessiert sich das weibliche Geschlecht vorrangig für medizinische und soziale Berufe.

Als Berufswunsch belegen bei den Männern der Kfz-Mechaniker/Mechatroniker, der Polizist und der Informatiker die Spitzenplätze, bei den Frauen sind es die Erzieherin, die Ärztin und die Mediengestalterin. Neben Spaß im Beruf und einem sicheren Job wünschen sich viele aber auch, dass sich ihr Berufsleben mit Familie und Freizeit in Einklang bringen lässt.

56 Prozent der Schüler gaben zudem an, dass es ihnen schwerfällt, eine Berufswahl zu treffen. Jeder zweite Schüler würde deshalb erst einmal ein Studium beginnen wollen.  

Der Ausbildungsmarkt hat sich verändert

Die Studie „Duale Ausbildung 2020“ verdeutlicht, dass sich der Ausbildungsmarkt in den vergangenen Jahren verändert hat. Gleichzeitig gehen die Experten davon aus, dass es in den kommenden Jahren noch schwerer werden wird, genügend Azubis zu finden. Ein Fachkräftemangel wäre aber weniger in den akademischen Berufen zu befürchten, sondern hauptsächlich bei den klassischen Ausbildungsberufen des dualen Ausbildungssystems.

Ein Grund hierfür liegt nach Ansicht der Autoren darin, dass sich die Gesellschaft zu sehr auf hohe Schulabschlüsse und ein anschließendes Studium konzentriere. Dies führe im Umkehrschluss dazu, dass eine Berufsausbildung im einem Ausbildungsbetrieb zunehmend an Wertschätzung verliere.

Die Wissenschaftler fordern die Unternehmen deshalb dazu auf, sich vermehrt auch um solche Jugendliche und junge Erwachsene zu kümmern, die keine oder nur geringe Chancen auf dem Ausbildungsmarkt haben. Gerade die rund 1,5 Millionen Erwachsenen zwischen 20 und 30 Jahren, die bisher keine Berufsausbildung absolviert haben, könnten und sollten gezielt gefördert werden, denn hier sei reichlich Potenzial vorhanden.

Gleiches gelte für Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen, Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund sowie für diejenigen, die sie Schule abgebrochen haben oder ohne Abschluss verlassen. Der Studie zufolge wären rund 70 Prozent aller Unternehmen grundsätzlich bereit, auch lernschwächere Bewerber auszubilden. Die Praxis zeigt jedoch, dass es bislang eher selten gelingt, schwierige Bewerber tatsächlich in den Ausbildungsmarkt zu integrieren.

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