Ausbildung oder Studium? Die Vor- und Nachteile im Überblick
Spätestens wenn das Abitur näher rückt, stellt sich für viele Jugendliche die Frage, ob es danach mit einer Ausbildung oder einem Studium weitergehen soll. Beide Ausbildungswege haben ihre Vor-, aber auch ihre Nachteile.
Hier dazu ein Überblick:
Mit dem sechsten Geburtstag fällt der Startschuss für die Schulzeit. Viele Kinder werden heute aber sogar schon mit fünf Jahren eingeschult. Gleichzeitig haben viele Bundesländer auf das sogenannte G8 umgestellt. Dabei verkürzt sich die Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf zwölf Jahre. Im Ergebnis stehen zahlreiche Abiturienten bereits im zarten Alter von 17 vor der Entscheidung, ob sie eine Ausbildung absolvieren oder studieren möchten.
Ausbildung oder Studium? – die Bildungsrendite
Ein Punkt, der bei der Entscheidung für den Ausbildungsweg oft eine Rolle spielt, ist das, was Experten als die Bildungsrendite bezeichnen. Damit ist das Geld gemeint, das ein Berufstätiger aufgrund seiner beruflichen Bildung erwirtschaften kann. Viele Abiturienten möchten die Chance auf ein Studium nutzen.
Denn als Hochschulabsolvent sind die Gehaltsaussichten langfristig besser als für einen Arbeitnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung. Auf der anderen Seite verdient der Azubi von Anfang an sein eigenes Geld und ist dadurch früher unabhängig. Zudem kann ein gut qualifizierter Facharbeiter je nach Branche und Beruf weit mehr verdienen als ein Hochschulabsolvent. Dies gilt vor allem dann, wenn der Akademiker nicht gleich eine passende Stelle findet, sondern sich erst einmal mit Neben- und Aushilfsjob über Wasser halten muss. In dieser Zeit kann der Facharbeiter bereits zum erfahrenen Profi werden.
Unterm Strich haben Hochschulabsolventen auf lange Sicht gesehen aber in Sachen Einkommen die Nase vorn. So hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, kurz IAB, in einer Studie herausgefunden, dass sich der durchschnittliche Verdienst während des gesamten Berufslebens bei
- Arbeitnehmern mit Hochschulabschluss auf rund 2,3 Millionen Euro,
- Arbeitnehmern mit Fachhochschulabschluss auf etwa 2 Millionen Euro und
- Arbeitnehmern mit Berufsausbildung auf gut 1,3 Millionen Euro
beläuft.
Ausbildung oder Studium? – der Praxisbezug
Beim Thema Praxisbezug ist die Ausbildung klar im Vorteil. Der Azubi taucht sofort ins Arbeitsleben ein und sammelt sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Erfahrungen. Andererseits gibt es keinen fließenden Übergang, sondern der Azubi ist sofort mitten im Berufsleben.
Dafür ist er aber nicht auf sich allein gestellt, sondern arbeitet mit Vorgesetzten und Kollegen zusammen. Die Aufgaben und Tätigkeiten während der Ausbildung sind klar definiert und bereiten gezielt auf die Tätigkeit im Ausbildungsberuf vor. Im Unterschied dazu muss der Student vieles selbst organisieren.
Ein weiterer Aspekt ist, dass eine Ausbildung höchstens dreieinhalb Jahre dauert. Danach ist der Azubi fertig und kann sofort als vollwertige Fachkraft in den Job einsteigen. Gerade vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels stehen die Chancen auf eine Festanstellung sehr gut.
Ein Studium hingegen dauert meist länger und wenn der Student frisch von der Uni oder Hochschule kommt, muss er erst einmal Berufspraxis sammeln.
Die Vor- und Nachteile einer Ausbildung im Überblick
Vorteile | Nachteile |
eigenes Einkommen ab Beginn der Ausbildung, frühere Unabhängigkeit | direkter Wechsel von der Schulbank ins echte Berufsleben |
Berufspraxis und Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Kollegen von Anfang an | wenig Spielraum und kaum eigene Gestaltungsmöglichkeiten, da Ausbildungsinhalte fest vorgegeben |
klar definierte Aufgaben und Tätigkeiten | Festlegung auf einen Beruf; Berufswechsel dadurch schwieriger |
konsequente Vorbereitung auf den Beruf; nach Abschluss der Ausbildung Einstieg als vollwertige Fachkraft möglich | kaum Möglichkeiten, andere Branchen oder Unternehmen kennenzulernen oder Auslandserfahrung zu sammeln |
überschaubare Ausbildungsdauer | begrenzte Karrierechancen, Führungspositionen schwerer erreichbar |
gute Chancen auf eine Festanstellung als qualifizierte Fachkraft | Einkommensperspektiven langfristig schlechter |
Ausbildung oder Studium? – die Zukunftsperspektiven
Lange Zeit galt, dass ein Studium der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit sei. Und tatsächlich belegt eine IAB-Studie, dass die Arbeitslosenquote bei Akademikern sehr gering ist. Auch Fachhochschulabsolventen und Arbeitnehmer mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung sind seltener von Arbeitslosigkeit betroffen als Arbeitnehmer ohne oder mit einer nur geringen Qualifizierung.
Noch geringer als unter Akademikern ist die Arbeitslosenquote aber unter Meistern und Technikern. Ein abgeschlossenes Studium ist also nicht zwangsläufig eine Garantie dafür, einen passenden Job zu finden und zu behalten.
Mit Blick auf die Karriere sieht die Sache aber schon wieder anders aus. Denn in vielen Berufen öffnet ein Studium die Türen. Dies gilt vor allem für höhere Führungspositionen, die oft einen Hochschulabschluss, manchmal sogar einen akademischen Titel voraussetzen. Und selbst wenn gar keine große Karriere angestrebt wird, sind nach einem Studium mehr Möglichkeiten gegeben. Anders als bei einer Ausbildung sind die späteren Berufswege bei einem Studium nämlich nicht so eng festgelegt.
Zudem ermöglichen Praktika und Studentenjobs schon während des Studiums, verschiedene Branchen und unterschiedliche Unternehmen kennenzulernen. Auch ein Auslandssemester ist möglich. Im Unterschied dazu legt sich der Azubi auf einen Beruf fest und erlernt diesen in seinem Ausbildungsbetrieb. Andere Unternehmen oder Branchen lernt er während seiner Ausbildung normalerweise nicht kennen.
Die Vor- und Nachteile eines Studiums im Überblick
Vorteile | Nachteile |
höheres Einstiegsgehalt und langfristig bessere Einkommensperspektiven | zunächst kein Einkommen; Jobs zur Studienfinanzierung führen zu Doppelbelastung |
bessere Chancen auf Führungspositionen | teils sehr lange Studiendauer |
flexible und selbstständige Studiengestaltung, eigenverantwortliche Lern- und Arbeitsweise | Selbstdisziplin und Eigeninitiative notwendig, da wenig Führung und Anleitung beim Lernen |
mehr Möglichkeiten bei der Berufswahl während und nach dem Studium | viel Theorie, aber kaum praktische Kenntnisse und Erfahrungen |
Einblicke in verschiedene Branchen und Unternehmen durch Praktika und Studentenjobs; Auslandsaufenthalte möglich | bei Studienfinanzierung mit Bafög beginnt das Berufsleben mit Schulden, denn Bafög muss zurückgezahlt werden |
akademischer Titel wird oft mit höherem Status gleichgesetzt | Jobeinstieg als Akademiker klappt nicht immer, da Stellenzahl begrenzt |
Ausbildung oder Studium? – Keine endgültige Entscheidung!
Die getroffene Entscheidung muss keine Wahl fürs ganze Berufsleben sein. Der Gesetzgeber, Unternehmen und Berufsverbände setzen sich dafür ein, Bildungswege durchlässiger zu gestalten.
Und es wird zunehmend honoriert, wenn ein Arbeitnehmer die Bereitschaft zeigt, sich weiterzubilden oder beruflich neu durchzustarten. Insofern ist es durchaus möglich, erst eine Ausbildung zu absolvieren, ein paar Jahre lang zu arbeiten und dann ein Studium dranzuhängen – oder umgekehrt.
Mehr Tipps, Ratgeber und Anleitungen:
- Die 8 wichtigsten Punkte im Ausbildungsvertrag
- 6 Tipps, wie das Schreiben vom Berichtsheft leichter fällt
- Übersicht: Berufe in der Apotheke
- Die wichtigsten Infos zum Aufstiegs-BAföG
- Die 9 neu geordneten Ausbildungsberufe in der Übersicht
- Den Ausbildungsvertrag kündigen – Infos und Tipps
Thema: Ausbildung oder Studium? Die Vor- und Nachteile im Überblick
Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns
- So können Unternehmen Azubis motivieren, Teil 1 - 12. September 2024
- Schwanger in der Ausbildung: Was jetzt? Teil 2 - 13. August 2024
- Schwanger in der Ausbildung: Was jetzt? Teil 1 - 12. Juli 2024